Sie können gerne einen Spendenaufruf starten oder uns in Ihrer Schule, Kirche oder an Ihrem Arbeitsplatz bekannt machen. Sie können auch Ihre eigene Berufserfahrung und Ihr Wissen einbringen.
Dieser bewegende und ausführliche Bericht über einen Besuch der Care in Action-Programme in Lviv stammt von Victoria Beißwanger, einer deutschen Videofilmerin, die ihre Zeit zusammen mit Kristina Assenova, einer Fotografin, gespendet hat.
Wir wurden sehr herzlichen von den Care in Action Mitarbeitern in L‘viv in Empfang genommen. Schon im Vorfeld hatte man uns mit jeder offenen Frage unterstützt. Die Organisation sitzt im Herzen von L’viv, wo es auch einen kreativen Hub gibt. Die Mitarbeiter hatten eine Besprechung, es gibt viel zu tun. Neben der aktiven Seite, viel Bürokratie.
Wir werden in den Van geladen und fahren los nach Bortnyky. Die Fahrt dauert knapp 2 Stunden. Die Straßen werden immer schlechter und irgendwann kommen wir nur noch schleichend vorwärts. Der Weg hat sich gelohnt, wir werden von einem ehem. Kloster empfangen, dass idyllisch liegt.
Ein paar Jungs aus dem Kinderheim kommen angerannt und nehmen uns direkt in Beschlag. Man sieht direkt wie liebevoll die Sozialarbeiter und Volunteers mit den Kindern umgehen und dass sie hier wohl oft und gern gesehene Gäste sind. Es ist schön zu sehen, wie die Arbeit umgesetzt wird und dass der Name wirklich Programm ist. Als wir ankommen, wird noch geputzt und aufgeräumt. Die Jungs im Heim haben unterschiedliche Aufgaben, die sie zu erledigen haben.
Es geht los mit einer kleinen Willkommens Rede des Heimleiters. Die Jungs führen uns herum und zeigen stolz das kleine Museum, das auf dem Gelände zu finden ist. Dann gehen wir essen. Eine köstliche Essiggurkensuppe, erklärt man uns. Eine ältere Dame steht in der Küche und scheint die gute Seele des Hauses zu sein. Das schmeckt man. Ein Junge bedient uns.
Im Anschluss startet das Kunst Therapie Programm und im anderen Haus gegenüber, dürfen wir beim STEP Programm zuschauen. Hier werden die Jungs aufgeklärt. Es gibt immer unterschiedliche Themen, zudem es Informationen gibt. (Die Themen helfen jungen Menschen, persönliche und berufliche Fähigkeiten zu entwickeln.)
Im Kunstprogramm für die kleineren Kids werden heute Masken gebastelt. Ein Junge erklärt, er könne sich damit vor seinen Ängsten verstecken. Wir schlucken.
Zwischendurch verschaffen wir uns einen Eindruck vom Gebäude und machen Foto und Videoaufnahmen. Die Zimmer sind voll mit Betten, auf denen gemusterte Bettwäsche liegt. Einige Betten sind leer. Die Wände sind mit bunten Bildern verziert. Ein Hund mit einer ukrainischen Flagge. Ein Wachhund. Die Arche Noah. Schutz und Sicherheit. Man sieht zudem, hier leben Jungs ;-)
Wir dürfen ein paar Interviews führen und erleben hautnah, wie schnell Vertrautheit entsteht. Sie würden uns gern zum BBQ einladen. Eigentlich wollen wir auch gar nicht gehen. Wir würden gerne länger bleiben, mit den Kids spielen und sie ausfragen. Nach ihren Wünschen und Träumen fragen. Ihnen ihre Ängste nehmen.
Aber wir müssen los. Die Fahrt zurück dauert zwei Stunden und ich bin fiebrig. Leider bin ich schon krank in die Ukraine eingereist. Im Hotel treffen wir noch eine Dame, die uns für ein Interview bereit steht. Am Abend legen wir uns ins Bett, selig. Der Tag, so anstrengend er auch war, hat uns beide so viel gegeben. Wir können es selbst noch gar nicht beschreiben. Ordner unsere Gedanken, sichern das Material und gehen bald darauf schlafen.
Am nächsten Tag sind wir zu einem Workshop in der Lviv Creative Hub eingeladen(die für vertriebene Familien geöffnet wurde). Es werden Eco Bags hergestellt. Maria ist sogar so lieb und lässt mir ein Rezept ausstellen, sodass ich noch am Abend (am Wochenende!) Medizin bekomme und am nächsten Tag schon wieder einigermaßen fit bin. Zumindest Fieber-frei. Kristina wird ohne mich zu einer Pflegefamilie nach Dubliany fahren und dort Interviews aufnehmen. Ich bin ihr sehr dankbar für ihre Unterstützung.
Am Sonntag, unserem letzten Tag in der Ukraine, starten wir früh los Richtung Maystryshyn Familie in Polonychi. Wir packen noch ein paar Mitbringsel ein, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Uns ist aufgefallen, dass die Sozialarbeiter gerne eine Kleinigkeit mitbringen. Ein paar Bonbons, Obst, eine kleine Aufmerksamkeit.
Wir kommen an und werden wie immer herzlichst empfangen von einem schwanzwedelnden Hund und mehreren Kids. Die Scheu ist schnell überwunden und alle scheinen sich über den Besuch zu freuen. Uns wird jedes Zimmer gezeigt. Care in Action hat hier ein Badezimmer mit eingebaut. Es gab zuvor kein fließend Wasser und die Mutter musste sich das saubere Wasser am Brunnen holen. Nun hat die Familie mit 7 Kindern eine funktionierende Toilette.
Die Mutter bricht beim Interview in Tränen aus. (Mit der Unterstützung von Care in Action und einem monatlichen Paten konnten zwei ihrer Kinder aus einem Waisenhaus zurück nach Hause ziehen). Auf dem ordentlich gemachten Bett sitzend, erzählt sie und ihre Geschichte. Man sieht ihr ihre Dankbarkeit an. Sie will unterstützen wo sie kann.
Wir sind im Zimmer der ältesten Kids. Es ist aufgeräumt. Bunte Bilder und kleine Figuren hier und da. (Hier kaufte Care in Action Betten, damit die Jugendlichen nicht in Kinderbetten schlafen mussten). Über den Hof geht es in die Küche. Hier steht ein (gespendeter) Computer, er bricht mit den sonst sehr einfachen Verhältnissen. Ein Junge fragt uns, ob er uns seine Tiere zeigen darf. Ein Hase nach dem anderen zieht er aus dem Stall. Sein ganzer Stolz. Er lächelt und unser Herz geht noch ein Stück weiter auf. Die kleineren Kinder nehmen uns an der Hand, wollen nicht, dass wir wieder gehen.
Wir müssen weiter, um die Ecke, ein paar Gehminuten entfernt, wir treten ein in einen Haushalt ohne Mutter. Die zwei Jungs sitzen auf dem Sofa und hantieren am Computer rum. Der Raum ist groß und beheizt. Es stehen mehrere Einmachgläser auf dem Boden. Der Vater, der sich nun um die Kinder kümmert, arbeitet in der Fabrik. Er war an der Front und musste wieder zurückkehren, als seine Frau starb. Jetzt kümmert er sich alleine um die Kids. Care in Action Unterstützt auch seine Familie. Wir erzählen den Jungs noch vom Together Programm, welches gleich stattfinden wird. Sie kommen Kurzerhand mit.
Ich weiß nicht, was ich mir unter einem Creative Hub mitten im Dorf vorgestellt hatte, aber nicht das. Ein bunter, warmer Raum, der zum spielen und verweilen einlädt. Die Kids warten schon vor der Türe. Hier kennen sich alle aus. Sie ziehen ihre Straßenschuhe aus und stürmen auf die Sitzsäcke, die den Raum zieren. Ich bin überwältigt wie liebevoll alles gestaltet ist. Hier finden diverse Veranstaltungen von Care in Action statt. Heute kommt ein Breakdancer und tanzt mit den Kids. Im Anschluss werden noch Spiele gespielt. Ein paar der Maystryshyn Kids sind auch da und begrüßen uns. Die Spiele sind interaktiv und lustig, beinah alle machen mit.
Ich bin zutiefst berührt, mit welcher Hingabe hier jeder dabei ist, den Kindern eine sorgenfreie Welt zu schaffen. Und sei es nur für eine kurze Zeit. Alles vergessen. Kind sein.
Wir drehen noch die letzten Interviews, dann verlassen die Kids den Hub. Der „Man of the Town“ (Bürgermeister) lädt uns noch ein, etwas hier zu bleiben. Es wird groß aufgetischt! Es gibt Wein und wunderbare Teigwaren. Frische Trauben aus demGarten. Wir fühlen uns wohl und sitzen selig am Tisch. Es wird geplaudert. Wir tauschen uns aus und bekommen zudem noch ein Geschenk. Das Care in Action T-Shirt, welches wir kurzerhand überziehen.
Wir sind beeindruckt von diesen tollen Menschen. Die alle eine unterschiedliche Geschichte zu erzählen haben. Aber alle vereint die Menschlichkeit und Herzlichkeit, anderen gegenüber.
Jemand kommt aus einem Kriegsgebiet, sie ist nach L’viv gezogen und arbeitet jetzt für Care in Action. Nicht alle sprechen Englisch, daher wird fleißig übersetzt, von denen, die beide Sprachen beherrschen. Ob mit oder ohne Sprachbarriere, alle haben uns mit offenen Armen und Herzen empfangen. Dankbar und müde fahren wir zurück in die Stadt und fallen nach dem Essen ins Bett.
In der Nacht werden wir von einem Luftangriffsalarm überrascht. Wir entschließen uns in den Bunker zu gehen. Seit unserer Ankunft in L’viv haben wir schon einige Geschichten gehört. Nicht jeder hat den Luxus eines Schutzraumes in der Nähe und wenn, dann ist dieser oft kalt und nass. Viele entschieden sich den Alarm auszustehen und hoffen, dass nichts passiert. Nach einer Stunde ist alles vorbei.
Ich möchte mich ganz herzlich bei Care in Action, allen Sozialarbeitern und Volontären für die Unterstützung und Arbeit bedanken.
Ihr seid Helden.
Victoria Beißwanger, L I L A F I L M, Beißwanger & Schuhmann GbR
Freiwilligenreise zusammen mit:
Kristina Assenova, Kristina Assenova - Wedding Photography
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